Linearer Verlauf zwischen 1950 und 2000
Horst Afheldt veröffentlichte in "Wirtschaft, die arm macht" (S. 15) eine visualisierte Zeitreihe des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die veranschaulicht, dass das Wachstum in Deutschland seit 1950 immer linear und nie exponentiell verlief.
Die Grafik wurde erzeugt, indem die Daten aus Afheldts Bild manuell abgelesen und neu mittels eines Tabellenverarbeitungsprogramms verarbeitet wurden. Wegen dieser ineffizienten Aufbereitung ist die absolute Genauigkeit auf ca. +/- 0,1 Wachstumspunkte begrenzt. Der qualitative Verlauf entspricht aber dem der zitierten Quelle:
Die eingezeichnete Gerade entspricht einer linearen Extrapolation der zeitlichen Entwicklung von 1950 bis 1960. Das BIP ist preisbereinigt, das heißt, die Geldentwertung wurde herausgerechnet. Erstaunlich an diesem Prozess ist, dass die Wirtschaft Deutschlands heute immer noch um ungefähr den gleichen absoluten Betrag pro Jahr wächst wie in den Nachkriegsjahren.
Konstantes und sich selbst verstärkendes Wachstum
Üblicherweise drückt man Wachstum in Prozentwerten aus. Wenn nun das Wachstum aber um einen absolut konstanten mittleren Wert schwankt, wie man es oben erkennt, so verringert sich das prozentuale Wachstum allmählich. Als Gegensatz hierzu entspricht konstantes prozentuales Wachstum einem sich selbst beschleunigenden exponentiellen Vorgang. So steigert sich z.B. eine Explosion oder auch die Masse eines Krebsgeschwürs ein Zeit lang exponentiell. Im Ökosystem der Erde sind jedoch keine dauerhaft exponentiell verlaufenden Prozesse bekannt und so ist davon auszugehen, dass auch (reales) Wirtschaftswachstum nicht langfristig exponentiell sein kann. Auf diesen Zusammenhang wurde unabhängig auch auch vom Institut für Wachstumsstudien (IWS) aufmerksam gemacht.
Wachstumsschwäche verantwortlich für Schwierigkeiten?
Afheldt zeigt, dass praktisch alle reifen Industrieländer Europas nur mit linearem Tempo wirtschaftlich wachsen. Nur bei den USA lässt sich exponentielles Wachstum finden, das allerdings völlig verschwindet, wenn man die Bevölkerungszunahme berücksichtigt. Dies stellt grundlegend in Frage,
- ob die gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wie die Arbeitslosigkeit oder die Finanzkrise der öffentlichen Hand überhaupt etwas mit einer Wachtumsschwäche zu tun haben und
- ob es konstante (reale) Kapitalrenditen dauerhaft überhaupt geben kann.
Quellen
- Horst Afheldt, "Wirtschaft, die arm macht", Verlag Antje Kunstmann, München 2003.
- Kernaussage des Instituts für Wachstumsstudien