Tiefe Einsicht oder eleganter Unsinn?

Feodor am Sa., 12.08.2017 - 13:29

Was sollte man von einem Text wie dem folgenden halten? (Zitat überspringen für Ungeduldige)

Was ich mir für dieses Zeit-Modell zunutze mache, ist ein Lehrstück, das seit der Antike schon bekannt ist: Ein „bewegter", nämlich ein in Ausdehnung begriffener Punkt erzeuge eine Linie, und so erzeuge eine Linie eine Fläche wie auch eine Fläche einen Körper. Implizit liegt diesem Lehrstück nämlich eine ganz und gar nicht selbstverständliche Voraussetzung zugrunde: Durch einen in Ausdehnung begriffenen Punkt wird eine Linie als eine Ausdehnung nur unter der Voraussetzung erzeugt, daß beim Entstehen von Ausdehnung in einer Richtung es gerade nicht auch zum Vergehen von Ausdehnung in umgekehrter Richtung kommt. Und mache ich erst einmal explizit, daß sie zugrunde liegt, kann ich diese Voraussetzung auch unterlassen, um statt ihrer das genaue Gegenteil vorauszusetzen, das mir absolut-exakt zu diesem Zeit-Modell verhilft.

Durch diese Art von Ausdehnung, die dieser Punkt danach als zeitliche nur innerhalb von sich besitzt, ist er gerade jenes Nacheinander eines stetig neuen Punktes. Im Zusammenhang mit seiner jeweiligen Zukunft und Vergangenheit ist dieser Punkt denn auch jenes bekannte stetig neue Jetzt der Gegenwart dazwischen.

Das Ergebnis dieser Analyse liefert dann jedoch auch noch als weiteres, was unter der Synthese insgesamt verstanden werden könnte: nicht nur der von subjektiver Zeit und subjektivem Raum. Am schwersten nachvollziehbar ist bei Kant, daß er diese Synthese immer wieder als Zusammensetzung oder als Verbindung hinstellt, was für die von Zeit und Raum am allerwenigsten verständlich sein kann. Denn in diesem Sinn setzt sie bereits voraus, was sie doch allererst synthetisieren soll. Da sie sonach einen unendlichen Regreß in Gang setzt, ist sie aufzugeben. Wo Kant selbst das einsieht, sagt er deshalb mehrfach, daß Synthese sich nicht als Zusammensetzung oder als Verbindung, sondern nur als ursprüngliches Ausdehnen von Zeit und Raum verstehen läßt, was somit insbesondere aufrechtzuerhalten ist.

Nicht zufällig macht das Modell für subjektive Zeit denn auch die Art des Ausdehnens noch deutlich, das allein zu der Gesamtsynthese aller jener Formen führen kann, wovon die subjektive Zeit ja nur die erste, grundlegende Stufe ist. Und das kann eben nur die ursprüngliche Selbstausdehnung eines Punktes sein, aus der dann auch noch weitere Selbstausdehnungen als abgeleitete erfolgen können. Denn im Unterschied zu dem Modell für subjektive Zeit, das ich erzeuge, wird die jeweils subjektive Zeit als solche ja durch jedes Subjekt selbst erzeugt. Und so ist die ursprünglich-subjektive Zeit gerade nicht etwa bloß Ausdehnung, sondern ist immer wieder Ausdehnung und Punkt zusammen, nämlich Ausdehnung nur innerhalb von Punkt. Denn er dehnt sich zu ihr aus, und nicht etwa umgekehrt, und darin ist er Spontaneität, die sich zur Rezeptivität macht: eben zu der Ausdehnung als Form, in die Gehalt ursprünglich einzugehen vermag. Und so gewiß es sich dabei von vornherein um Punkt und Ausdehnung zusammen handelt, so doch keineswegs im Sinn einer Zusammensetzung.

Diese nämlich setzt sowohl den Punkt für sich als auch die Ausdehnung für sich bereits voraus. Das trifft jedoch nicht zu. Denn weder dieser Punkt noch diese Ausdehnung besteht etwa zunächst für sich. Vielmehr entspringen dieser Punkt sowohl wie diese Ausdehnung erst immer miteinander in Gestalt der subjektiven Zeit, wie sie das Zeit-Modell bezeugt. Verstand als Punkt und Sinnlichkeit als Ausdehnung verwirklichen sich also schon von vornherein (in der Gestalt von subjektiver Zeit) und so auch weiterhin (in allen anderen Gestalten) immer wieder nur zusammen: eben nur in der Gestalt von Ausdehnung als Selbstausdehnung eines Punktes. Eine „Schematismusproblematik" kann sonach auch gar nicht erst entstehen. Sie entsteht vielmehr nur unnötig als selbstgemachte Schwierigkeit, wenn diese Synthesis im Sinn einer Zusammensetzung falsch verstanden wird. Bei richtigem Verständnis aber setzt gerade eine Synthesis nicht schon die Wirklichkeit von, sondern nur die Möglichkeit für Punkt und Ausdehnung oder Verstand und Sinnlichkeit voraus, was aber als Vermögen für auch nur etwas Somatisches sein kann und nicht schon das entsprechende Mentale.

Dieser Ansatz für die Synthesis der subjektiven Zeit, wie er aus deren angemessener und vollständiger Analyse sich ergibt, erscheint mir aussichtsreich für die Gesamtsynthese aller weiteren Formen. Geht man nämlich weiter von der Synthesis als Ausdehnung im Sinn der Selbstausdehnung eines Punktes aus, ergibt sich die Gesamtsynthese in Gestalt der übrigen Verhältnisse, die zwischen Punkt und Ausdehnung noch möglich sind, wenn deren erstes jene subjektive Zeit ist. Diese nämlich war ein Punkt mit Ausdehnung nur innerhalb von sich als jenes Nacheinander eines stetig neuen Punktes. Ein davon verschiedenes Verhältnis zwischen Punkt und Ausdehnung ergibt sich denn auch ganz natürlich dadurch, daß zur Charakterisierung dieses ersteren Verhältnisses die angemessene Negierung angegeben wird. Die aber führt zu einem Punkt mit Ausdehnung gerade nicht „nur innerhalb von sich", sondern „auch außerhalb von sich".

Ein Punkt mit Ausdehnung „auch außerhalb von sich", das ist jedoch ein Punkt mit Ausdehnung „auch innerhalb von sich", bei der es also bleibt, indem die andere aus ihr heraus jeweils zu ihr hinzu tritt. Diese Charakterisierung dieser zweiten Ausdehnung im Unterschied zu jener ersten Ausdehnung ist somit die von zwei verschiedenen Selbstausdehnungen des jeweils einen Punktes. Eben darin ist sie auch die angemessene und vollständige Charakterisierung subjektiver Zeit und subjektiven Raums als einer unlösbaren Einheit. Denn zum einen kann die Ausdehnung, die dieser Punkt dann jeweils „außerhalb von sich" besitzt, nur ein formaler Raum als ein Zugleich sein. Doch zum andern muß er auch ein Zeit-Raum sein, will sagen: ein Zugleich, das als ein Nacheinander von Zugleich ein stetig neues ist.

Der Textauszug stammt von Gerold Prauss1 und entspricht der Schriftfassung2 eines Vortrags auf dem Breslauer Kant-Symposium 2004. Prauss wird oft zusammen mit Henry Allison als Urheber der sog. methodologischen 2-Aspekte-Theorie von Erscheinung und Ding an sich zitiert. Prauss gilt als Kant-Experte.

Im Text wird "ein in Ausdehnung begriffener Punkt" erwähnt. Ein Punkt ist nun aber üblicherweise gerade so definiert, dass er keine Ausdehnung hat. Wenn sich ein Punkt ausdehnt, ist es im üblichen Sprachgebrauch kein Punkt mehr. Neben dieser gängigen Bedeutung3 gibt es auch noch die Betrachtungsweise in der synthetischen Geometrie. Dort4 ergibt sich die Bedeutung des Begriffs Punkt lediglich aus der Gesamtheit des Axiomensystems5. Anschaulich gewonnene Evidenzargumente, die bei Euklid noch üblich waren, werden in den Beweisen der synthetischen Geometrie ausgeschlossen. Bei dieser Betrachtungsweise braucht ein Punkt nun zwar nicht unbedingt als Objekt ohne Ausdehnung angesehen werden6, ohne Angabe der unterstellten Axiome bleibt die Begriffsbedeutung dann aber völlig ungeklärt. Nun gibt es im Prauss'schen Text aber keinerlei Hinweise auf ein Axiomensystem, aus dem sich die unterstellte Bedeutung ableiten ließe, so dass auf die geläufige Bedeutung zurückgegriffen werden muss.

Der Autor folgert: "die ursprünglich-subjektive Zeit [ist] nicht etwa bloß Ausdehnung, sondern ist immer wieder Ausdehnung und Punkt zusammen, nämlich Ausdehnung nur innerhalb von Punkt. Denn er [der Punkt] dehnt sich zu ihr [der Ausdehnung, MK] aus, und nicht etwa umgekehrt.[...] [Die] subjektive Zeit [...] war ein Punkt mit Ausdehnung nur innerhalb von sich als jenes Nacheinander eines stetig neuen Punktes." Als Steigerung haben wir nun das Konzept eines "Punkt[es] mit Ausdehnung nur innerhalb von sich." Höchst seltsam ist auch die Wendung, dass ein Punkt sich zur Ausdehnung ausdehne.

Dabei bleibt es nicht. Es wird auch noch das Konzept der "zwei verschiedenen Selbstausdehnungen des jeweils einen Punktes" eingeführt. Der "Punkt mit Ausdehnung 'auch außerhalb von sich'" ist nach Prauss "ein Punkt mit Ausdehnung 'auch innerhalb von sich.'" Ein Punkt hat jedoch nirgends eine von null verschiedene Ausdehnung. Besonders kurios erscheint es, dass ein Punkt nun noch eine "Ausdehnung auch außerhalb von sich" haben könne, was bedeutet, dass der Punkt über sich selbst hinausreichen muss. Das stelle jedoch - so Prauss - eine "angemessene Negierung" dar. Prauss:

Diese Charakterisierung dieser zweiten [äußeren, MK] Ausdehnung im Unterschied zu jener ersten [inneren, MK] Ausdehnung ist somit die von zwei verschiedenen Selbstausdehnungen des jeweils einen Punktes. Eben darin ist sie auch die angemessene und vollständige Charakterisierung subjektiver Zeit [innere Punkt-Ausdehnung, MK] und subjektiven Raums [äußere Punkt-Ausdehnung] als einer unlösbaren Einheit.

In dieser Passage vermeidet es Prauss, die Zuordnungen explizit zu benennen, vielleicht damit die Leser eifrig mitdenken. Die zwei ominösen Selbstausdehnungsarten des Punktes sollen offenbar für die subjektiven Anschauungsformen Zeit und Raum stehen. Es folgt schließlich:

Denn zum einen kann die Ausdehnung, die dieser Punkt dann jeweils „außerhalb von sich" besitzt, nur ein formaler Raum als ein Zugleich sein. Doch zum andern muß er [der Punkt, MK] auch ein Zeit-Raum sein, will sagen: ein Zugleich, das als ein Nacheinander von Zugleich ein stetig neues ist.

Lässt sich das verstehen?

  • Es wird zwischen der Ausdehnung A des Punktes und dem Punkt P selbst unterschieden.
  • A soll einen formalen Raum als ein Zugleich entsprechen, wobei "Raum" hier wohl in der üblichen geometrischen Bedeutung verstanden werden soll.
  • P soll einen Zeit-Raum als ein Zugleich darstellen, wobei das räumliche an dieser subjektiven Zeit unerläutert bleibt. Es könnte vielleicht die rätselhafte innere Punktausdehnung gemeint sein.

Eingedampft ergibt sich:

  • Die äußere Ausdehnung des Punktes sei ein formaler Raum als ein Zugleich.
  • Der Punkt sei auch ein Zeit-Raum als ein Zugleich als Nacheinander von Zugleich.

Prauss beschäftigt sich hier mit dem Problem des Schematismus bei Kant7. Da die abstrakten Kategorien8 keine anschauliche Komponente enthalten, braucht Kant den "transzendentalen Schematismus", der eine Anwendung der Kategorien auf die Anschauungen9 ermöglichen soll. In den Schematismen werden die Kategorien im Hinblick auf das zeitliche Verhalten einer Anschauung zugeordnet.

Hat Gerold Prauss in der zitierten Textpassage etwas Erhellendes zum Zeit- und Raumbegriff bei Kant sowie zur Schematismus-Thematik beigetragen? Wir lesen im Aufsatz noch einen Absatz weiter unten:

Mit dieser Ausdehnung muß dieser Punkt darum als der Begriff mit Anschauung in einer unlösbaren Einheit stehen. Und das ist in der Tat der Fall. Denn beide treten ja aus jener ersten Einheit zwischen Punkt und Ausdehnung heraus zu dieser zweiten Einheit zwischen Punkt und Ausdehnung dann auch erst immer gleichursprünglich auseinander und sich gegenüber. Innerhalb von jener ersten Einheit nämlich treten Punkt und Ausdehnung gerade nicht schon auseinander und sich gegenüber. Hat doch jener Punkt dort Ausdehnung als Zeit nur innerhalb von sich, das heißt, noch nicht als Raum auch außerhalb von sich. Mithin ist dieser Punkt als selbiger je danach, ob er Ausdehnung nur innerhalb von sich besitzt, als Zeit, oder auch außerhalb von sich, als Zeit und Raum, von je verschiedenem Sinn. Und erst im zweiten Sinn ist er Begriff mit Anschauung als Vorstellung von einem Gegenstand als etwas Anderem zu sich, im ersten Sinn dagegen nur Gefühl in sich.

Das scheint irgendwie nicht besser zu werden. Schließlich führt Prauss als Krönung seines Aufsatzes noch das Konzept eines "Punkt[es] mit Ausdehnung nur außerhalb von sich" ein:

Zu dem ersten und dem zweiten der Verhältnisse von Punkt und Ausdehnung ist dann als drittes nämlich nur noch eines möglich: das von einem Punkt mit Ausdehnung nur außerhalb von sich. Zu einer Selbstausdehnung auch noch dazu muß der Punkt imstande sein, weil sie nur eine Weiterführung seiner ersten beiden ist, auch wenn sie ihnen gegenüber wesentlich verschieden sein muß. Denn synthetisieren läßt sich diese dritte Ausdehnung auch nur wie folgt.

Als eine, die „nur außerhalb“ von Punkt sein soll, muß sie sonach grundsätzlich eine sein, die außerhalb von Punkt ist, also grundsätzlich ein räumliches Zugleich, wie es bereits auf zweiter Stufe auftritt. Davon aber muß sie sich auch wieder dadurch unterscheiden, daß sie eine Ausdehnung nur außerhalb von Punkt sein soll, sprich, nicht auch innerhalb von Punkt, was nur bedeuten kann: Sie soll kein Nacheinander von Zugleich sein, sondern ein Nichtnacheinander von Zugleich. Und das heißt positiv: Sie soll die Ausdehnung eines Zugleich sein, das entgegen diesem Nacheinander ein Zugleich ist, nämlich als etwas Beharrliches ein intertemporal-identisches Zugleich. Als solches ist es somit nicht mehr, gleich dem Nacheinander subjektiver Zeit, ein Nacheinander von Zugleich als stetig neues, nämlich nicht mehr subjektiver Raum als jener Zeit-Raum, sondern eben objektiver Raum als ein Objekt. Zu einem solchen aber läßt es sich durch Selbstausdehnung jenes Punktes nur in dem Sinn ausdehnen, daß es auf Grund eines Zugleich, das Nacheinander von Zugleich ist, durch den Punkt gehalten wird für ein Zugleich, das ein Nichtnacheinander von Zugleich sei: also ein Beharrliches.

Hmm... Das wirkt dunkel, nebulös, obskur, ominös, skurril und undurchsichtig. Es sieht nach einem Flirt mit dem Unverständlichen aus. Unverständlichkeit ist aber kein Garant für Tiefsinn. Freunde derartiger Prosa weisen an dieser Stelle fast immer darauf hin, dass der Rezipient den Text nur nicht verstehe und ihm der Tiefsinn daher entgehe. Das mag jeder selbst beurteilen. M.E. wirft es jedoch ein schlechtes Licht auf das kantische Theoriegebäude, wenn es tatsächlich derartig vage Interpretationen nötig hat.

Der oben zitierte Text findet jedoch auch Verteidiger:

Prauss weiß sehr wohl, wovon er spricht, wenn er sich zu Kant äußert! Und sein Denken zielt ja gerade nicht auf ein orthodoxes Verständnis des Königsbergers, sondern auf eine Anpassung auf die aktuellen Erfordernisse.

Hier wird zunächst der mit einem Ausrufezeichen verstärkte Fehlschluss des Autoritätsarguments angeführt, um Prauss gegen Kritik zu immunisieren. Inwieweit Prauss es in der zitierten Textpassage tatsächlich gelingt, Kant "auf aktuellen Erfordernisse" anzupassen, müsste jedoch detailliert anhand des Textes nachgewiesen werden.

Du müßtest dich -- wenn du überhaupt willens bist, den Text verstehen zu wollen: es ist eben ein philosophischer und kein naturwissenschaftlicher -- hier allerdings von der mathematisch-geometrischen Auffassung von 'Punkt' verabschieden. Gemeint ist vielmehr ein logisches Verständnis davon.

Die Mathematik hat jedoch auch als Geisteswissenschaft zu gelten und die Logik entspricht einem Unterbereich der Mathematik. Die Mathematik ist insbesondere die Geisteswissenschaft, welche sich mit den allgemeinsten formal konsistenten abstrakten Strukturen beschäftigt. Prima facie scheint es höchst unklar zu sein, inwieweit und in welchem Sinn die Prauss'schen Punkt-Konstrukte "logisch" konsistent sein können. Die "Logik" von Konstrukten wie innere und äußere Ausdehnung eines Punktes erschließt sich kaum und bedürfte dringend einer Erläuterung. Die Bringschuld für Erläuterungen liegt sicher beim Autor und keineswegs bei den Rezipienten. Im vorliegenden Zustand wirkt der Text eher wie eine Abfolge dunkler Metaphern und eher nicht als stringent logische Analyse.

Um es mal -- aus meinem Verständnis der Textpartikels -- "auf den Punkt zu bringen": Hier wird von dem tatsächlich sehr schwierig zu reflektierenden Feld der subjektiven Zeit gehandelt (die Literatur dazu ist hinsichtlich Abstraktionsanforderung und Komplexität Legion!); und es geht speziell bei dem Punkt-Paradigma um den (nicht meßbaren, also empirisch nicht einholbaren) Moment der sog. "präsentischen Vergegenwärtigung"; d.h. um jenen "ausdehnungslosen, maßlosen" Punkt der "Anwesenheit von Präsenz" zwischen (eben verflossener) Vergangenheit und (gerade werdender) Zukunft.

Inwieweit das Konzept eines ausdehnungslosen subjektiven Gegenwartszeitpunktes für empirische Subjekte (also echte Menschen) überhaupt erlebnisrelevant ist, bleibt fraglich. Die tatsächliche menschliche Zeitwahrnehmung lässt sich grob wie folgt10 charakterisieren:

  • Wahrnehmung einer zeitlichen Folge: Auflösung bis in den Bereich der Millisekunden,
  • Wahrnehmung von Zeitstrecken: Auflösung etwas unterhalb einer Zehntelsekunde,
  • Wahrnehmung von Gegenwart, d.h. des Zeitabschnitts, der jeweils als Gegenwart empfunden wird: ca. 3 Sekunden,
  • Reaktionszeit: zwischen 0,3 und 1,5 Sekunden.

Im menschlichen Erleben gibt es daher offenbar keinen "'ausdehnungslosen, maßlosen' Punkt der 'Anwesenheit von Präsenz'". Eine Wahrnehmung bezieht sich immer auf die Vergangenheit. Das tatsächliche Zeitempfinden ist unscharf. Eine idealisierte Zeit mit unendlich kurzer Gegenwart lässt sich daher kaum als Form der tatsächlichen menschlichen Sinneswahrnehmungen auffassen.

Kantianisch entspringt die zeitliche Ordnung der Sinneseindrücke dem Erkenntnissubjekt selbst. Echte Subjekte (Menschen) ordnen jedoch Ereignisse zeitlich nicht genauso ein, wie es Messgeräte tun, denn Messgeräte erreichen eine deutlich höhere zeitliche Auflösung. Diese Diskrepanz wird leider von Kantianern eher selten beleuchtet. Eine unendlich feine Auflösung wird jedoch auch von Messapparaturen nicht erreicht, so dass der unendlich kurze Zeitpunkt ein rein theoretisches Konzept bleibt. Damit soll nicht gesagt werden, dass dieses Konzept als Modell sinnlos sei.

---> es ist in der dazu einschlägigen Literatur hinreichend gut dokumentiert, wie schwierig dieser Moment zu beschreiben bzw. gar zu analysieren ist, da er ja (eigentlich) gar nicht existiert -- also im Sinn etwas Festhaltbaren --, weil er immer nur im Nachhinein festgestellt werden kann, also wenn er bereits nicht mehr ist (sondern eben, d.h. bereits gewesen, war). Das entsprechende Phänomen wird in der Philosophie der (subjektiven) Zeit u.a. als das Phänomen der sog. A- und B-Reihe namhaft gemacht (vgl. zum näheren Verständnis McTaggart).

Bei McTaggard11 geht es um die "Unwirklichkeit" der Zeit12, die freilich umstritten13 ist. Bei dieser Diskussion spielen verschiedene ontologische Aspekte14 eine Rolle. Das Prauss'sche Konzept von Punkten mit diversen Ausdehnungen scheint aber eher ungeläufig zu sein.

Und damit das Ganze nicht zu abstrakt bleibt, mache dir einfach einmal klar, was diese Dimension des Zeitphänomens etwa von physikalischen Zeitauffassungen unterscheidet, ohne daß es in Wirklichkeit irrelevant wäre: Denn gäbe es jenen "magischen Moment", der im hiesigen Text als Punkt aufgefaßt wird, nicht, wäre überhaupt nicht verständlich zu machen, wie wir überhaupt irgendetwas erinnern könnten ...

Es sieht jedoch so aus, als ob unendlich kurze Ereigniswahrnehmung für empirische Subjekte, also echte Menschen, auch aus physikalischen Gründen nicht relevant sein könnten. Bislang ist Informationsübermittlung ohne Energieübertragung nicht bekannt, daher lassen sich schon wegen der Energie-Zeit-Unschärferelation15 Ereignisse nicht exakt zeitlich festlegen. Ein unendlich kurzer "magischer Moment" scheint daher empirisch völlig unzugänglich zu sein. Wenn aber beispielsweise die Telepathie16 funktionieren würde, was sie bislang aber nicht tut, so wäre die vorangegangene Überlegung in Zweifel zu ziehen.

Im Zusammenhang mit dem Prauss'schen Text ist aber wesentlich, dass das Konzept eines unendlich kurzen Zeit-Punktes mit innerer Ausdehnung überhaupt nicht einsichtig ist.

Nun können wir aber definitiv erinnern (und damit eben auch erkennen)! Einmal kurzfristig und einmal sogar langfristig (deshalb McTaggarts Unterscheidung von A- und B-Reihe). Es muß also diesen Punkt geben, bzw., er muß irgendeine Relevanz haben, weil wir sonst nicht erklären könnten, wie es überhaupt angeht, daß wir dessen innewerden, z.B. gerade ein Auto vorbeifahren gehört zu haben ... Wir vermögen darüber hinaus auch zu differenzieren: Zwischen dem eben vernommenen Autogeräusch und dem viel eher stattgehabt habenden Gewitterhall (sagen wir eine Stunde vorher). Angenommen, es gäbe also den magischen Punkt nicht (der sich nach der Sprechweise des Textes nach vorn wie auch nach hinten zu dehnen vermag), so wäre gar nicht verständlich, wieso wir bspw. zwischen dem Gewitterhall (vor einer Stunde) und dem Autogeräusch (gerade eben) differenzieren könnten und /ergo/ zu Erkenntnisleistungen fähig wären. denn ohne diesen Punkt wäre alles nur Erinnerungs-Matsch, schlicht undifferenziert.

In der B-Reihe ist Zeit nur durch die Beziehung "früher/später" charakterisiert, während in der A-Reihe die Zeit durch die Begriffe "vergangen", "gegenwärtig" und "zukünftig" beschrieben wird. Dass für kurzfristige Erinnerungen ein anderer Zeitbegriff als für langfristigere erforderlich sein soll, erscheint zumindest eigenwillig. In McTaggarts Artikel17 lässt sich diese wenig einleuchtende Unterscheidung jedenfalls nicht finden. McTaggart behauptet vielmehr, dass die A-Reihe fundamentaler sei als die B-Reihe.

Sowohl die Energie-Zeit-Unschärferelation als auch die empirisch feststellbare begrenzte Auflösung der Zeitwahrnehmung sowie das Vorhandensein von Zeitillusionen18 weisen auf die begrenzte Präzision des menschlichen Zeitsinnes hin. Die Energie-Zeit-Unschärferelation limitiert sogar die Genauigkeit einer messtechnisch realisierten zeitlichen Registrierung von Ereignissen. Eine unendlich kurze Zeitspanne, d.h. ein Zeitpunkt, ist offenbar nicht direkt erfahrbar, er bleibt theoretisches Konzept. Die beschränkte zeitliche Auflösung der subjektiven menschlichen Wahrnehmung reicht aber für eine Orientierung im Mesokosmos hin und ermöglicht auch Erinnerungen.

Im übrigen ist ein Zeitpunkt mit Ausdehnung eine Zeitspanne und kein Zeitpunkt mehr.

Ich sehe auch nicht so recht, warum man -- wenn man denn schon über eine notwendige Anpassung der Begriffe von Raum und Zeit redet, nicht von den entsprechenden, empirisch sehr gut bestätigten und widerspruchsfreien physikalischen Theorien ausgeht

Das wurde eben erklärt. Die nützen dazu nichts. 'Subjektive Zeit' hier und 'physikalische Zeit' dort sind zwei Paar Schuhe. Warum das so ist, möchte ich nur an einem Phänomen (es gibt deren mehrere) deklarieren: Die erstere [subjektive Zeit] hängt irreduzibel am Erleben, die letztere [physikalische Zeit] natürlich nicht. Deshalb gibt es im Gegensatz zur physikalischen Zeit in der subjektiven auch keinen allgemeingültigen "Taktgeber". Sondern der Takt (oder, wie der Text sagt: die Ausdehnungsmodalität) ist eben subjektiv.

Wir kennen das übrigens alle: Irgendeine sensorische Affektion kann A laut oder lang erscheinen und B leise und kurz etc. Es nützte wenig, ein Schallwellenaufzeichnungsgerät herzuzeigen und im Abgleich mit Durchschnittswerten die eine Gefühlsartikulation als richtig und die andere als falsch einzustufen: Denn wir wissen, daß solche Affektionen subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen werden können, wenn auch nicht immer zwingend müssen. Und es gibt unter Menschen normalerweise wenig Anlaß, darüber Streit zu führen oder gar Meßgeräte herbeizuschleppen, um dabei jemanden ins recht resp. Unrecht zu setzen. Das hat damit zu tun, daß wir eben wissen, daß die subjektive Ebene an individuelle Erlebnisqualitäten gebunden ist, wozu eben auch die Zeitdimension zählt ...

Im obigen Kontext wird "subjektive Zeit" offenkundig als die (unscharfe) Zeitwahrnehmung empirischer Subjekte (wirklicher Menschen) aufgefasst. Diese "subjektive Zeit", d.h. das menschliche Zeiterlebnis, unterscheidet sich ganz unkontrovers von einer messtechnisch erfassten "physikalischen Zeit".

Aus kantianischer Perspektive können aber die "subjektive" und die "physikalische Zeit" nicht völlig unabhängig voneinander sein, denn die "physikalische Zeit" muss sich auf die "subjektive Zeit" gründen (konstituieren) lassen. Die subjektive Zeit soll - laut Kant - als reine Form sinnlicher Anschauung a priori im Gemüt des Subjekts enthalten sein.19 Zeitlichkeit wird demnach vom Subjekt erzeugt, ohne Subjekt gibt es überhaupt keine Zeitlichkeit.20

Das bedeutet, dass Kantianer den Erfolg heutiger physikalischer Zeitkonzepte, wie z.B. der Raumzeit in der allgemeinen Relativitätstheorie, aus der subjektiven Zeitanschauung ableiten müssten. Zu Kants Lebzeiten galt noch das Konzept der absoluten Gleichzeitigkeit aus der newtonschen Physik. Die "apodiktische[n] Grundsätze von den Verhältnissen der Zeit", die Kant anspricht passen gut zur newtonschen Physik. So meint Kant etwa, dass "verschiedene Zeiten [...] nicht zugleich, sondern nach einander"21 sein müssten. Wie man heute weiß, trifft das wegen der endlichen Lichtgeschwindigkeit und der relativistischen22 Zeitdilatation23 nur auf Ereignisse zu, die unmittelbar am Ort des Subjekts stattfinden. Es ist aber kaum davon auszugehen, dass Kant bereits das relativistische Konzept unterschiedlicher Eigenzeiten24 im Sinn hatte.

Zusätzlich muss der Kantianer auch noch die empirische Adäquatheit wichtiger physikalischer Kategorien wie Kausalität und Wechselwirkung über subjektive Zeitbestimmungen des sinnlich Gegebenen feststellen. Das ist das Problem der Schematismen. Leider hat sich der Kausalitätsbegriff seit Kant verändert. Es handelt sich heute nicht mehr nur um eine zeitliche "Sukzession unter einer Regel", sondern es gehört noch ein Energieübergang zwischen den beteiligten Dingen hinzu.

Kurz: Bei Kant ist das subjektive Zeitkonzept (Zeit als Form des sinnlich Angeschauten) eine der Komponenten, um die Physik zu fundieren. Das war damals die newtonsche Physik, muss heute aber auch die relativistische Physik und die Quanten-Physik umfassen.

Damit stellt sich erneut die Frage, ob Gerold Prauss in der zitierten Textpassage etwas Erhellendes zur Fundierung von Zeit und Raum beigetragen hat. Prauss führte darin drei Konzepte ein:

  • Subjektive Zeit: Punkt mit Ausdehnung innerhalb von sich,
  • Subjektive Zeit und Raum als "unlösbare Einheit": Punkt mit Ausdehnung innerhalb und außerhalb von sich und
  • Objektiver Raum: Punkt mit Ausdehnung nur außerhalb von sich.

Vorsichtig ausgedrückt wirkt das dunkel und mysteriös. Mehr als metaphorische Analogien lassen sich nicht ausmachen. Prauss scheint auch kein Freund eines flüssig lesbaren Stils zu sein.

Kürzlich hat Prauss eine 670 Seiten umfassende Monographie25 veröffentlicht, in der er eine ähnliche Fragestellung erörtert. Bereits eine kurze Durchsicht bestätigt die Vermutung, dass auch darin - ganz in der Tradition von Kant - eine nur mühsam lesbare Sprache gepflegt wird. Ein Rezensent26 formuliert: "Für Prauss sind Raum und Zeit nichts Gegebenes, sondern 'etwas zu Erzeugendes' - nämlich von uns selbst, und in seinem Buch geht es darum, den Weg zu Raum und Zeit aufzuzeigen ('herzuleiten'), also ihre Geburt aus dem Subjekt, dessen Ursprung er als Punkt zu begreifen versucht." Und: "Wenn er [Prauss] recht haben sollte (und der Rezensent hegt diesen Verdacht), dann haben die Physiker viel zu tun, um ihre falschen Modelle dieser Welt zu korrigieren." Damit stapelt der Rezensent sicher tief, denn sicher müssten dann auch Chemiker, Biologen, Neurologen etc. ihre falschen Modelle korrigieren. Wenn sich das herausstellte, wäre Prauss sicher ein Kandidat für den Nobelpreis. Besonderes plausibel wirkt dieses Szenario bislang aber nicht.


  1. Gerold Prauss, Wikipedia ↩︎

  2. Gerold Prauss: "Aufzugebendes und Aufrechtzuerhaltendes bei Kant", in Lorenz (Hrsg): "Transzendentalphiosophie heute - Breslauer Kant-Symposium 2004", Königshausen & Neumann, 2007, S.173-184. ↩︎

  3. "Geometrie: abstrahiert zu einem Grundbegriff: ein idealer, nicht ausgedehnter Ort,
    Zeit[...]angabe: eine bestimmte, genau festgelegte Zeit",
    wiktionary.org ↩︎

  4. Synthetische Geometrie, Wikipedia ↩︎

  5. Beispiele aus Hilberts Axiomensystem:

    • Zwei voneinander verschiedene Punkte P und Q bestimmen stets eine Gerade g.
    • Irgend zwei voneinander verschiedene Punkte einer Geraden bestimmen diese Gerade.
    • Auf einer Geraden gibt es stets wenigstens zwei Punkte, in einer Ebene gibt es stets wenigstens drei nicht auf einer Geraden gelegene Punkte.

    Siehe Wikipedia ↩︎

  6. "Die Bedeutung des Begriffs Punkt ergibt sich aus der Gesamtheit des Axiomensystems. Eine Interpretation als Objekt ohne Ausdehnung ist nicht zwingend. In der projektiven Ebene sind die Begriffe Punkt und Gerade sogar vollständig austauschbar. Damit ist es hier möglich, sich eine Gerade als unendlich klein und einen Punkt als unendlich lang und unendlich dünn vorzustellen.", Punkt in der Geometrie, Wikipedia ↩︎

  7. Schematismus bei Kant, Wikipedia deutsch, Wikipedia englisch ↩︎

  8. Kategorien bei Kant Wikipedia ↩︎

  9. Anschauung, Wikipedia ↩︎

  10. Zeitwahrnehmung, Wikipedia deutsch, Wikipedia englisch ↩︎

  11. John McTaggart Ellis McTaggart, Wikipedia ↩︎

  12. John McTaggart Ellis McTaggart: "The Unreality of Time", 1908, in Zimmerli und Sandbothe: "Klassiker der Zeitphilosophie", 1983, S.67-86, PDF ↩︎

  13. Christian Kanzian: "Warum McTaggarts Beweis für die Unwirklichkeit der Zeit fehlschlägt", in Leinfellner et al. (Hrg.): "Zeit und Geschichte. Beiträge zum 28. Internationalen Wittgenstein Symposium", Kirchberg am Wechsel, 2005, 131-133, PDF, Tagungsband, HTML, archive.org ↩︎

  14. Analytische Ontologie (Zeit), Wikipedia ↩︎

  15. Energie-Zeit-Unschärferelation, Wikipedia ↩︎

  16. Telepathie, Wikipedia ↩︎

  17. John McTaggart Ellis McTaggart: "The Unreality of Time", 1908, siehe Fußnote weiter oben. ↩︎

  18. Zeitillusionen, Wikipedia englisch ↩︎

  19. Dieses Kant-Zitat bezieht sich zwar auf den Raum, aber auch die Zeit muss nach Kant als Anschauung "dem Gemüthe beiwohnen" und "bloß im Subjecte" als Form des inneren Sinnes ihren Sitz haben: "Wie kann nun eine äußere Anschauung dem Gemüthe beiwohnen, die vor den Objecten selbst vorhergeht, und in welcher der Begriff der letzteren a priori bestimmt werden kann? Offenbar nicht anders, als sofern sie bloß im Subjecte, als die formale Beschaffenheit desselben von Objecten afficirt zu werden und dadurch unmittelbare Vorstellung derselben, d.i. Anschauung, zu bekommen, ihren Sitz hat, also nur als Form des äußeren Sinnes überhaupt." Immanuel Kant: "Kritik der reinen Vernunft - Transscendentale Erörterung des Begriffs vom Raume", 2. Aufl., 1787, S.54, Akademieausgabe III S.10 ↩︎

  20. "Die Zeit ist nichts anders als die Form des innern Sinnes, d. i. des Anschauens unserer selbst und unseres innern Zustandes. [...] Die Zeit ist also lediglich eine subjective Bedingung unserer (menschlichen) Anschauung (welche jederzeit sinnlich ist, d. i. sofern wir von Gegenständen afficirt werden) und an sich, außer dem Subjecte, nichts. [...] Unsere Behauptungen lehren demnach empirische Realität der Zeit, d. i. objective Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände, die jemals unsern Sinnen gegeben werden mögen.", Immanuel Kant: "Kritik der reinen Vernunft - Transscendentale Erörterung des Begriffs der Zeit", 2. Aufl., 1787, S.59ff, Akademieausgabe III S.10 ↩︎

  21. "Auf diese Nothwendigkeit a priori gründet sich auch die Möglichkeit apodiktischer Grundsätze von den Verhältnissen der Zeit oder Axiomen von der Zeit überhaupt. Sie hat nur Eine Dimension: verschiedene Zeiten sind nicht zugleich, sondern nach einander (so wie verschiedene Räume nicht nach einander, sondern zugleich sind). Diese Grundsätze können aus der Erfahrung nicht gezogen werden, denn diese würde weder Strenge Allgemeinheit, noch apodiktische Gewißheit geben. [...] Die Zeit ist [...] eine reine Form der sinnlichen Anschauung. Verschiedene Zeiten sind nur Theile eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die nur durch einen einzigen Gegenstand gegeben werden kann, ist aber Anschauung. Auch würde sich der Satz, daß verschiedene Zeiten nicht zugleich sein können, aus einem allgemeinen Begriff nicht herleiten lassen. Der Satz ist synthetisch und kann aus Begriffen allein nicht entspringen. Er ist also in der Anschauung und Vorstellung der Zeit unmittelbar enthalten.", Immanuel Kant: "Kritik der reinen Vernunft - Metaphysische Erörterung des Begriffs der Zeit", 2. Aufl., 1787, Akademieausgabe III S.10 ↩︎

  22. Spezielle Relativitätstheorie, Wikipedia ↩︎

  23. Zeitdilatation, Wikipedia ↩︎

  24. Eigenzeit, Lexikon spektrum.de ↩︎

  25. Gerold Prauss: "Die Einheit von Subjekt und Objekt. Kants Probleme mit den Sachen selbst", Karl Alber Verlag, 2015. ↩︎

  26. S. Diebitz: Rezension über Gerold Prauss: "Die Einheit von Subjekt und Objekt. Kants Probleme mit den Sachen selbst", Karl Alber Verlag, 2015, archive.org ↩︎